In einer Zeit bevor ich Instagram genutzt habe, hier konkret im Jahr 2015 bin ich in Grimma erst von einer WG, zu einer guten Freundin und dann in eine kleine Wohnung gezogen, in der ich nun 10 Jahre meines Lebens irgendwie verbracht habe.
Ich war oft nicht daheim und dennoch ist es irgendwie komisch, denn irgendwie haben da auch 10 Jahre lang meine Nachbarn gewohnt und tun es immer noch. Kinder sind ausgezogen, Kinder sind größer geworden und Menschen sind zu früh verstorben. In der Wohnung neben mir haben insgesamt 5? (bin mir nicht 100 pro sicher) unterschiedliche Menschen in dieser Zeit gewohnt. Unter anderem auch Luise, die dann im Dorf der Jugend engagiert war und schlussendlich in Nordsachsen ihr Glück gefunden hat. Auch das hing irgendwie mit der Spitzenfabrik zusammen.
Vielleicht würde ich dort auch noch wohnen, wäre da nicht der 23.06.2023 gewesen. An diesem Tag sind eine Menge Cops durch die Wohnung und haben alles Mögliche angefasst und nach sogenannten Zufallsfunden gesucht. Grund war das ich 23h zuvor auf Twitter (heute X) ein Bild des Staatsanwaltes retweetet (wie heißt das eigentlich jetzt? reXt?) hatte, der den Kessel zum Tag X in Leipzig angeordnet hat. Ich war zu der Zeit, und bin es immer noch, mega sauer wie mit Jugendlichen und Kindern umgegangen wurde und wird. Wir arbeiten jeden Tag mit ihnen zusammen, viele haben es schwer, einige machen es sich schwer, aber dennoch haben sie es nicht verdient wie an diesem Tag behandelt zu werden. Da spreche ich wahrscheinlich mehr als Jugend und Sozialarbeiter und nehme damit meinen Auftrag als eben solcher wahr. Voice of the voiceless!
Dafür soll ich im Mai verurteilt werden und na ja in unserer Welt passiert gerade soviel Scheiße das dies schon nahezu nicht mal mehr mich anhebt. Eigentlich erschreckend.
Jedenfalls kann ich seitdem nicht mehr wirklich in der Wohnung schlafen und habe im Allgemeinen Probleme in geschlossenen Räumen – allein – zu schlafen. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Tag mein Leben so auf den Kopf stellt, aber hat er und das macht mir zu schaffen.
Ich hab dann versucht in Nürnberg Fuß zu fassen, also dem ganzen zu entfliehen – hat nicht ganz geklappt auch wenn es ein schönes arbeiten mit den Kolleg*innen und Studierenden war. Ein Grund ist unter anderem, dass rund um die Alte Spitzenfabrik einiges im Argen liegt und wir deshalb gerade ganz schön um den Erhalt des Gebäudes kämpfen müssen. Unter anderem auch weil wir nicht so gut auf die Kürzungen und die sich zuspitzenden Verhältnisse im sozialen und kulturellen Bereich vorbereitet sind wie es eigentlich unser Plan war. Aber dazu in den kommenden Wochen mehr.
Irgendwann ist diese Episode der Umbrüche und Tiefschläge vorbei und nach mehreren Tagen Wohnung ausräumen, danke an Fuchser, Eric und David beim Schrank tragen und Danke an meinen Bruder für die Hilfe bei den Platten, dem Plattenregal und der Waschmaschine, fühlt es sich gerade so an als hat man den ganzen Dreck der letzten beiden Jahre mit weggewischt!
Nun Kopf hoch, Rücken gerade und auf in den Kampf gegen Ungerechtigkeit und diesen ganzen Müll der unsere Welt gerade nicht zu einem idyllischen Ort macht.

In unserem Büro hängt ab diesem Jahr der Spruch:
Träume nicht dein Leben, sondern halt einfach dein Maul!
Mehr gibt es da gerade nicht zu sagen, außer: Geht raus an alle, die lieber reden, schicke Social Media Posts machen, schlau bei YouTube und in Reals ihre Weisheiten kundtun als sich mit den alltäglichen Problemen zu beschäftigen! In Gedanken bin ich dabei, bei allen Kindern und Jugendlichen für die eure Scheinwelt unerreichbar ist und denen ihr Träume und Illusionen vorgaukelt, die nichts mit der alltäglichen physischen und psychischen Gewalt zu tun haben, die sie jeden Tag erleben müssen und niemand ist da der sich um ihr Wohl kümmert!
Empty words in empty rooms – fck your socialmedia identity

Another World is possible…!!!
Song: Set your Goals – Mutiny!