Autoritarismus als Ausweg
So am 01.09.2024 wird gewählt und wir werden die Ergebnisse die wir befürchten und erwarten nicht mehr drehen und kippen können. Wir haben den #fcknzs der AfD und ihren Kamerad*innen aus radikaleren und gemäßigteren Netzwerken ein oder zwei Prozent abgerungen mit all den Demos, Veröffentlichungen von Skandalen, den guten Recherchen von engagierten Antifaschist*innen und Journalist*innen, aber es bleibt dabei, sie werden irgendwo bei um die 30% landen. Hier in Sachsen und in Thüringen. Wir wissen auch, dass es danach noch wesentlich schlimmer um den Sozialstaat und die damit verbundenen Leistungen stehen wird als es jetzt schon der Fall ist.
In meinem Kopf bedeutet das, dass wir hier , nimmt man Freie Sachsen, Werte Union, Freie Wähler BSW und weite Teile der CDU mit hinzu von irgendwas um die 70% Wähler*innen reden die aktiv Menschenfeindlich, Innovationsresistent und Rückwärtsgewandt sind, oder wie sie sagen würden: konservativ und reaktionär. Dabei werden sie von Ängsten geleitet die sie dazu veranlassen in jedwede Richtung zu treten um sich stark und erhaben zu fühlen. Dabei geht es den allermeisten Menschen nicht wirklich schlecht oder sie haben einfach kein wirkliches Bewusstsein dafür was schlecht gehen bedeutet. Gleichwohl wird die Schere in Deutschland zwischen Arm und Reich immer größer. Die Leute wollen scheinbar aber einfach etwas zerstören oder stürzen, ohne sich darüber im Klaren zu sein was die Konsequenzen sein werden. Denn es wird uns defacto danach nicht besser gehen und arme Menschen werden danach nicht reicher. Vielleicht ist es die fehlende Kompetenz der Menschen selbstständig Probleme lösen zu können, weshalb sie sich nach autoritären Strukturen sehnen und daran glauben das dies ihr Leben besser macht.
Man kann nur ausbeuten wenn jemand bezahlt
Der CDU hat in den letzten Jahrzehnten niemand ordentlich die Stirn geboten und ehrlich, ich habe sie im Wahlkampf und im letzten Jahr viel aggressiver wahrgenommen als ich es für möglich gehalten hätte. Der Hass den Kretschmer gegenüber den anderen Parteien und im Besonderen gegenüber den Grünen verbreitet, ekelt einen an. Die Grünen wiederum (Sorry an all die lieben Menschen die in dieser Partei organisiert sind, aber ihr habt Kolleg*innen in eurer Partei da wird einem auch irgendwie anders) treten dann weiter nach unten, in Richtung der Linken. Dabei frage ich mich wem nützt das?
Andere Menschen versuchen einem vom taktischen wählen zu überzeugen. Nehmen wir meinen Wahlkreis da würde taktisches wählen, mit dem Ziel die AfD zu verhindern, bedeuten ich müsste den Fürst von Grimma und Spitzenkandidat der Freien Wähler wählen. Alle die meinen Blog und die Arbeit in Grimma verfolgen wissen das dies eine völlig absurde Wahlentscheidung wär.
Die Probleme die wir als Antifaschist*innen und Demokrat*innen im ländlichen Raum haben, haben wir nicht erst seitdem es die AfD gibt. Nein diese Probleme hatten wir auch ganz ohne diese rundum bekloppten möchtegern Umstürzler. Diese Probleme haben wir schon ne ganze Weile durch eine Melange aus CDU, Freie Wähler etc. – Seilschaften, Machtgeilheit und deren postfeudale Gebietsaufteilung mit daraus resultierenden Herrschaftsstrukturen haben uns auch ohne AfD schon geschadet – dies hat in den letzten 30 Jahren einfach zu einem absoluten sterben der ländlichen Räume geführt. Sozialstaat und Daseinsfürsorge wurden genau wie das Bildungssystem vollkommen gegen die Wand gefahren oder gar nicht erst aufgebaut. Es gab mal Zeiten in denen wir das wahrscheinlich nicht so sehr gespührt haben, aber jetzt wo unsere Welt und Gesellschaft am kollabieren ist merken wir, dass auch wir nicht die Chancen genutzt haben nachhaltig Strukturen und Räume aufzubauen sondern auch wir haben uns abhängig gemacht von Förderstrukturen. Auch jetzt haben viele von uns immer noch nicht erkannt das in Fördermitteln nicht die Lösung unserer Probleme verborgen liegt.
Naja wir werden sehen wo dies alles endet und ich poste diesen Beitrag bewusst noch vor den Wahlen, denn danach wird es keinen mehr interessieren was ich schreibe, es wird andere skandalösere Schlagzeilen und Berichte geben und alle werden versuchen das Ergebnis zu verkraften. Bereits in den Pressegesprächen der letzten Monate – richtig wenig davon wurde gedruckt – denn meine Worte sind nüchtern und abgeklärt und eignen sich nicht für Berichterstattung die skandalisiert, konnte ich merken, dass die kommende Realität kollektiv ausgeblendet und verdrängt wird.
Ich kann nicht aushalten was sie hier bewahren
Ich werde euch hier nicht viel motivierendes sagen können, außer lasst uns durchhalten und in der Niederlage die wir nun gesellschaftlich in Ostdeutschland eingefahren haben unsere größte und vielleicht zweite Chance (nach der Wende 1989) finden.
Lasst uns diese nicht ungenutzt lassen – wir haben es bis hierher geschafft, aber wir müssen und dürfen die gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Vor allem müssen wir noch ein bisschen durchhalten. Denn blickt man in die Geschichte gab es schon oft solche Backlashes und danach ging es gesellschaftlich wieder vorwärts. Es ist irgendwie ein immer wiederkehrendes Phänomen das Menschen Innovation und Wandel nicht akzeptieren und sich nach längst vergangenem sehnen.
Deshalb ist dies nun vielleicht endlich eine Chance aus der Not heraus Strukturen aufzubauen die in der Lage sind, diesem Koloss von Neoliberalismus, modernem Feudalismus, Neu Rechten Ideologien und völkisch Anthroposofischem Glauben und der damit verbundenen Menschenfeindlichkeit etwas entgegen zu setzen. Ich möchte euch mit diesem Beitrag versuchen Kraft zu schenken, denn wir waren in Grimma schon vor der AfD und einer reaktionären, konservativen Freie Wähler Pseudopolitik da und wir werden verdammt nochmal auch danach da sein. Jetzt wird sich zukünftig zeigen wie gut die Samen waren die wir sähen konnten und ob sie sich gegenüber dem Alten durchsetzen können.
Auch wenn ich in letzter Zeit oft erklären musste warum ich nicht mehr mit allen Menschen in Grimma und darüber hinaus rede oder warum ich viel auch außerhalb von Grimma arbeite, ändert dies nichts daran, dass es die Alte Spitzenfabrik und einen Antifaschistischen Rückzugsort in Grimma gibt. Damit dieser Ort existiert und die Fahne weiter weht brauch es aber auch einfach neue Bündnisse und vor allem Handlungsfähigkeit die wir uns erkämpfen und organisieren müssen. Auch wenn ich nicht mehr 24/7 in dieser sächsischen Kleinstadt bin, hängt mein Herz an der Spitzenfabrik und ich werde auch weiterhin für diesen kämpfen. Dafür braucht es in Zukunft aber mehr engagierte Menschen um eine stabile Struktur um die Fabrik aufbauen zu können, also meldet euch wenn ihr Bock habt in dem Konstrukt hinter alle dem mitzumachen.
Wenn Utopien passieren – sie werden es zu verhindern wissen
Wir haben vor zwei Wochen nach nunmehr über zwei Jahren und fast 50.000 EUR endlich unsere Baugenehmigung erhalten. Dies war nur möglich weil ihr uns und irgendwie auch mich 2021 auf der Wanderung quer durch die Alpen unterstützt habt. FUCK JA – wir werden bauen – erstmal den Veranstaltungsraum und dann sehen wir weiter. Denkmal und Sanierungstechnisch haben wir aber den Weg für noch vielmehr – Skatehalle etc. – frei gemacht. Wenn ihr Handwerker seid – besonders Haustechniker*innen und Elektriker*innen sind gesucht – meldet euch.
Der Bau des Veranstaltungsraums wird ca. 150.000 EUR kosten – wo das Geld in Gänze herkommt ist noch nicht ganz geklärt. Falls ihr also etwas über habt sagt gern Bescheid.
Ihr könnt uns über unsere Spendenplattform oder direkt via Überweisung unterstützen.
Hier auch noch einmal kompakt unsere Bankverbindung:
Empfänger: YOPE gGmbH
Bank: GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN: DE48 4306 0967 1046 1273 00
BIC: GENODEM1GLS
Betreff: Spende #saveyourhinterland
Glaubt aber nicht, dass die Männer (vielleicht sind auch ein paar Frauen dabei) die uns nicht wollen, sich nicht mit Händen und Füßen dagegen wehren, aber wir kämpfen auch jetzt weiter. Anzeigen und Widersprüche sind schon eingegangen.
Gut Anzeigen gegen mich von Leuten die sich von meinen Worten beleidigt fühlen gehen mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein. Wenn aber der Stadtrat der Stadt Grimma keine anderen Probleme hat, als unsere Baugenehmigung mit Stadtratsbeschlüssen abzulehnen, die Durchführung von Veranstaltungen auf unserem Areal zu diskutieren um diese dann zu boykottieren oder sonstige Gerüchte über uns verbreitet dann scheint ja alles in Bester Ordnung im Fürstentum Grimma zu sein. Denn wenn so ein paar Zecken, Jugendliche und Sozialarbeiter*innen, dass größte Problem in einer 30.000 Einwohner*innenstadt ohne Kneipe und sinnvolles ÖPNV und Radwegenetz sind, ist die Welt doch heile und es kann doch bei weitem nicht so schlimm sein wie uns der Wahlkampf gerade glauben lassen will.
Weiterhin hat die Stadt uns zusätzlich angezeigt weil wir bei unserer Outdoorküche im letzten Jahr eine 18,6m² große Überdachung gebaut haben. Sie spricht da von Versiegelung. Ich zeig euch folgend mal ein Bild des Daches und dann ein Bild einer neu gebauten tatsächlich versiegelten Fläche am Ufer der Mulde. Im Gegensatz zu unserem Grillplatz wurden dort die Pflastersteine einbetoniert.
Kurzum bleibt die Frage:
Was passiert wenn Utopien passieren?
Unsere Gesellschaft wird gerechter und liberaler und Freiheitsrechte werden ausgebaut. Dagegen wehren sich die, die bisher privilegiert waren und wollen ihren Status verteidigen. Wir hingegen werden bauen und dieses konservative Idyll Grimma mit neuen Ideen bereichern. Wir werden weiter winzige Samen streuen, wir werden weiterhin auf Berge klettern und am Gipfelkreuz stehen.
An meinem letzten übrigens, dem auf der Wildspitze (3768m) musste ich schmerzlich erfahren das ich nur ein Mensch bin dessen Kapazität endlich und begrenzt ist. 1900HM im Aufstieg waren auch für mich zu krass und dank einer Seilschaft aus München habe ich den Abstieg geschafft und bin an der Bresslauer Hütte angekommen und am nächsten Tag lebend im Talort Vent. Was ich damit sagen will ist, der Gipfelsieg ist das eine, etwas von ihm zu haben und lebend wieder im Tal anzukommen etwas ganz anderes. Der Vorgipfel Spitzenfabrik ist mit der Baugenehmigung bestiegen, aber ich versuche mich gedanklich und auch praktisch darauf vorzubereiten wie wir auch noch die anderen Gipfel energetische Sanierung und wirtschaftliche Betreibung schaffen können und dann muss es auch noch tragfähig gehalten werden. Dies bedeutet Entscheidungen zu treffen die auch intern nicht allen gefallen, aber schlussendlich habe ich in den letzten Jahren gemerkt das auch bei diesem Abenteuer ich eh oft allein bin und nur sehr wenige Menschen hinter einem stehen wenn es hart auf hart kommt. Denn nicht immer kommt eine Seilschaft vorbei die einem über den Gletscher hilft.
Mit den Gletschern ist es dann auch ein bisschen so wie mit unseren politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen: sie werden immer beschissener und es wird immer gefährlicher auf ihnen zu wandeln. Schuld hat in beiden Fällen der Mensch einzig und allein selbst.
Deshalb können nur wir uns auch daraus befreien und bloß weil jetzt Sachsen den Bach runter geht bin ich nach wie vor der festen Überzeugung das:
…another world is possible!!!
Die Zwischenüberschriften stammen aus dem Song Not future Kid von Dorfterror
Ihr lieben stabilen Menschen aus Sachsen, wir wünschen euch aus tiefstem Herzen, dass Utopien wirklich passieren und niemand irgendwelche roten Knöpfe drückt! Wir verfolgen die aktuell anstehenden Wahlen selbstverständlich ebenfalls und sind schockiert, wie sehr sich Homophobie uvm. in die Mitte geschlichen haben, und wie offen sich mittlerweile Propaganda in der Gesellschaft festsetzt, zu welch unfassbarer Ignoranz und Spaltung dies führt, und viele Mitmenschen nicht mehr erreicht werden können / wollen. Wir alle dürfen nicht aufgeben. Es war noch nie so wichtig wie in diesen Tagen gegen den Neofaschismus zu stehen, aber auch zu versuchen noch zu erreichen wo sich Chancen auftun. Wir träumen gemeinsam weiter von echten Utopien, in der alle Menschen eine demokratische und sozial gerechte Zukunft haben, und nicht nur wenige Auserwählte. Bleibt stabil! ❤️🖤
Das bleiben wir, auch wenn sich unsere Handlungsmöglichkeiten einschränken und verändern werden, werden wir trotzdem versuchen auch weiterhin Menschen Frei- und Schutzräume zu bieten die diese brauchen und suchen. Vielleicht klappt es ja irgendwann mal mit einem Besuch bei uns. Solidarische Grüße der Pudding