Strassenumbenennung vs. Anarchie (Theorie)

Ich versuchte soeben, mal wieder, den Kontext in welchem ich gesagt habe: „Wem es nicht passt soll eben weg ziehen!“ in einer E-Mail zu erläutern. Dies habe ich dann abgebrochen, da ich feststellen musste, ich könnte hier jetzt vom Hundertstel ins Tausendstel kommen. Herunter gebrochen reicht ein Satz. Beim schreiben und erläutern fiel mir allerdings auf das es gar nicht mal so uninteressant ist dieses Beispiel weiter zu spinnen.

Hier noch einmal der Kontext:

Ich benutzte diese ÜBERTREIBUNG/ZUSPITZUNG um die Sinnfreiheit des Strassenthemas im Allgemeinen auszudrücken.

Es gibt weitaus wichtigere, gravierendere und vor allem Beteiligungswürdigere Themen als ein Formaler Akt der Strassenumbennenung. Hier wurde nicht einmal die persönliche Individualität angegriffen. Dies wäre der Fall gewesen hätte die Strassenumbenennung auf die Freie persönliche Entscheidung Einfluss genommen, z.B. bei Eigentumsverletzung! Die Strasse ist leider aber kein Eigentum der BewohnerInnen, dazu später noch einmal. Bauen wir den Fall mal um, habt/en Sie/Ihr sich/euch schon einmal in Ihrem/Eurem Leben eine Wohnung gesucht und sich dabei am Strassennamen orientiert? Ich meine absolut unabhängig vom Umfeld betrachtet. Reinweg nur der Name der Strasse. Also ich nicht, das wir uns hier für den falschen Strassennamen entschieden haben ist ein Fehler gewesen für welchen wir uns und besonders ich mich entschuldigt habe/haben. Das tut mir auch nach wie vor sehr weh und hat mich für die Zukunft einiges gelehrt. Besonders der Umstand, dass es ein sehr aktives und auf finanzieller Basis unterstützendes, Mitglied der NSDAP war. Absolut Tiefgründige Recherchen im Vorfeld hätten dies von vornherein verhindert, davor ist aber niemand gefreit, ich habe mich hier verlassen und vor allem war zu Gutmütig und das tut mir nicht nur leid sondern ärgert mich enorm!

Es wurde in LeserInnenbriefen und im Allgemeinen allerdings die Demokratie angesprochen und ich habe vom persönlichen Freien Willen gesprochen. (kurze Anmerkung jetzt wird es leicht Philosophisch, also darüber kann man gern noch diskutieren, ich möchte auch ausdrücklich betonen, dass ich die geschilderte Variante für sehr reizvoll gefunden hätte und mir diese vorstellen kann) Diesen Umstand finde ich sehr viel interessanter. Ich habe lange darüber nachgedacht. Wir alle leben in einem Kapitalistischen System, welches gesteuert wird von einer Parlamentarischen Demokratie. Die Parlamentarische Demokratie ist Hierarchisch und in einem gewissen Grad auch Diktatorisch was die Mehrheitsentscheidungen gegenüber dem „Volk“ anbelangt. Nun bin ich selbst Teil dieser Parlamentarischen Demokratie, in Form meines Stadtratsmandates, ich möchte Ihnen/Euch auch nicht vorenthalten warum. Die Parlamentarische Demokratie besitzt die absolut Hochwertige Fähigkeit sich selbst zu Dekonstruieren um danach einen Zustand von Individueller Freiheit und Anarchie (positiv) gewaltfrei zu erreichen (hätten wir auch schon früher erreichen können, aber die Machtstrukturen, Monarchien, aufkommender Kapitalismus, unberechenbarer Egoismus, die Kirchen, etc. und das beharren darauf haben dies nicht zugelassen). Unser aktuell bestehendes System lässt diesen Zustand jedoch immer NOCH nicht zu, ebenso die Denkstruktur des Menschlichen Bewusstseins. Also gibt es Parlamente, Ministerien, Landratsämter, Stadtverwaltungen, etc. die diese Prozesse sowie die subjektive Ordnung verwalten, beschleunigen und stellvertretend durch und ausführen. Mein persönliches Ziel ist es irgendwann in einem Zustand individueller Freiheit zu leben bzw. leben zu können.

Eingangs habe ich kühn über das Eigentum gesprochen. Hier gibt es selbstverständlich unterschiedliche Ansichten wie in allen Punkten. Auch kein Richtig oder Falsch. Fakt ist jedoch das egal wie man es dreht und wendet die Strasse vor den Häusern mehrerer AnwohnerInnen maximal Kollekiveigentum der AnwohnerInnen sein kann, denn es übersteigt definitiv das Eigentum des „persönlichen Bedarfs“ (gibt auch wieder Anlass zum debattieren, könnte aber auch am Egoismus liegen:-), ich jedenfalls muss keine Strasse besitzen die kann ich gern mit anderen teilen damit wir alle etwas davon haben).

Hätte man jetzt Basisdemokratisch bzw. (oder) Herrschaftsfrei/Anarchistisch entschieden, hätte zu aller erst die Voraussetzung geschaffen werden müssen das die Strasse Kollektiveigentum der AnwohnerInnen ist. Im Kollektiv hätten jetzt die AnwohnerInnen über die Benennung Ihrer Strasse entscheiden können und diese dann so nennen wie Sie wollen, allerdings hätte es ja eine Dopplung gegeben (hier im konkreten Fall gleich mal noch bei insgesamt 100 Strassen), mmmhhhh also noch mit den AnwohnerInnen der anderen konkret gedoppelten Strasse sprechen. Dann mit allen 100 umzubenennenden Strassen. Um sie jetzt im Verband der Stadt, der auch Real existent ist, so zu nennen hätte man es mit allen Menschen in der Stadt, hier ca. 25.000, besprechen müssen. Dies hätte wahrscheinlich unter Berücksichtigung des Egoismuses und der real existenten Denkmuster Jahre gedauert. Dazu ist der Mensch und unsere Gesellschaft einfach noch nicht in der Lage (leider! ich wahrscheinlich auch noch nicht) und schon gar nicht in einem Kapitalistischen Werte System, ach im Übrigen sollte jetzt hoch kommen ich wär Kommunistisch veranlagt, dort hätte man nicht mal die Diskussion zugelassen:-) Würde ich mutig behaupten.
Hier merken wir, dass dies einfach in der Dimension unter unseren aktuellen Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich ist und es sich vor allem der Fantasie der meisten Menschen entzieht. Allerdings braucht es dann ein anderes Denken im Kopf und dies kommt durch Selbsterkenntnis und diese wird durch unser System erheblich unterdrückt. Leider! Merke dies oft selbst am eigenen Leib und an meinem eigenen Handeln. Es ist verdammt schwer, aber wir können es schaffen und vor allem hätten wir alle etwas davon, denn durch den Umstand das niemand über uns PERSÖNLICH entscheidet und wir drüber reden werden wir alle glücklich, zufrieden und schlussendlich FREI.

Krass gesagt und absolut übertrieben kann eine Parlamentarische Demokratie über solche Dinge wie eine Strasse absolut Diktatorisch entscheiden und im Grunde ist sie sogar dazu legitimiert. Eine Demokratie lässt es ja auch zu, das Faschisten und Rassisten durch die Strassen marschieren können und legitimiert dies sogar noch und räumt den „Weg“ frei. Siehe Dresden und noch aktueller Chemnitz am 05.03.2011! Wo waren da all die Menschen die sich über die Benennung einer Strasse nach einem aktiven NSDAP Mitglied echofieren? Ach so, ich bitte um Entschuldigung, Grimma ist ja nicht Dresden, Chemnitz und Leipzig und es hat mich ja nicht direkt betroffen.

Das Ganze lässt sich natürlich hier nur absolut verkürzt darstellen und ist auch aus meiner subjektiven Sichtweise geschrieben. Jedoch steht es jeder/m frei mir andere perspektiven aufzuzeigen und mit mir darüber zu sprechen. Ich würde mich sehr, sehr freuen denn dies ist doch wohl der Grundgedanke einer Herrschaftsfreien Gesellschaft.

Danke fürs lesen!

der Pudding

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