Dieser Beitrag ist Teil meines Tagebuchformates Der Weg in den Autoritarismus. Ich habe mich aber aufgrund der Länge des Beitrages und der Informationen bezüglich der Hausdurchsuchung entschieden ihn noch einmal extra zu veröffentlichen. Viel Spass beim lesen und bitte lasst euch nicht davon abschrecken, dass das Landgericht Dresden denkt ihr seid potentielle Gewalttäter*innen weil ihr mir folgt oder meine Beiträge lest.
Es ist unterm Strich absurd und erschreckend, dass aktuell keine Woche vergeht ohne irgendwelche komischen Meldungen, bei denen ich mich frage wo da das Ende ist und vor allem erschreckt es mich nicht mehr. Ich nehme es hin und bin mir nicht sicher ob dies so gut ist, aber naja nachdem wir die #fckafd und ihre Mitglieder und Wähler*innen solange toleriert haben und alle möglichen Leute mit ihnen reden wollten – wie wir wissen hat dies überhaupt nix gebracht – nachdem wir dann auch noch Friedrich Merz bei seinen Menschenfeindlichen Ergüssen zugesehen haben, Nancy Faeser und der Bundesregierung ohne vehementen Widerspruch gestattetet haben mit den anderen reaktionären und konservativen Kräften in Europa die Asylgesetze zu verschärfen, war es irgendwie auch nur noch eine Randnotiz das der Freie Wähler Chef Hubert Aiwanger, aktuell noch stellv. Ministerpräsident von Bayern, in seiner Jugend irgendwie in die Erstellung und Verteilung eines antisemitischen Flugblattes verwickelt war.
Dabei scheint in den Hintergrund zu rücken, dass halb Südeuropa erst abgebrannt ist und es nun geflutet wird. In Deutschland hingegen gibt es ganz “wichtige” Debatten über eFuels und den Industriestrompreis die im Fernsehen ausgetragen werden und dabei noch, von Boomern, über junge Menschen abgelästert wird. Ja Markus Lanz das ist zurecht ein Schimpfwort denn es ist einfach unfair gegenüber allen nachwachsenden Menschen was da passiert. Es ist zudem ungerecht und genau darum geht es den jungen Menschen, sie wollen Gerechtigkeit und wollen Gleichheit neu verhandeln, denn sie fühlen sich Ungleich wahrgenommen und behandelt. Sie akzeptieren eure Version des Lebens nicht – und das ist gut so. Mir persönlich geht dabei euer Wohlstand so ziemlich am Arsch vorbei, mir ist wichtig das unsere Kinder und kommende Generationen eine Zukunft haben die ihr irgendwie vergeigt habt.
Eigentlich wollte ich aber in diesem Beitrag zumindest etwas positives schreiben, bevor ich dann zum Schluss noch ein etwas verwirrenderes Thema anschneiden muss.
Es ging vorher schon mal kurz um Bayern und zukünftig werde ich mit dem Freistaat ein kleines Verhältnis eingehen. Nun ja ich habe die letzten 20 Jahre im sächsischen Freistaat so ziemlich alles versucht was in meiner Macht stand um an den Verhältnissen – im Bezug auf reaktionäre und menschenfeindliche Hegemonien, auf die Einöde, Einsamkeit und Leere – ja auch im Bezug auf die leeren Gassen in Grimma – im suburbanen Raum aufmerksam zu machen und vor allem etwas daran zu ändern. Ich denke ich kann für mich sagen ich bin ein gutes Stück voran gekommen und wenn ich auch vielleicht nix im großen Ganzen bewirken konnte, konnte ich zumindest irgendwie anderen jungen Menschen eine Idee vermitteln, sie dabei begleiten handlungsfähig zu werden und ich denke irgendwie habe ich auch ein paar Menschen ein paar gute Stunden mit Musik und Kultur in Sachsen verschafft. Die Hausdurchsuchung bei mir und die Sachen die da drumherum passiert sind, waren für mich eine eindeutige und nicht mehr hinnehmbare Grenzüberschreitung. Begangen wurde diese zwar von der Justiz und der Polizei aber ich denke viele andere fanden dies gut und haben sich sicherlich auch gefreut. Ich bin ehrlich, aber Methoden der ehemaligen Staatssicherheit (scheint sich scheinbar gehalten zu haben, aber naja Grenzsoldaten die Schießbefehle wahrgenommen hätten sind auch Oberbürgermeister in Sächsischen Kleinstädten, was erwarte ich also) und einer völlig willkürlich und irrational agierenden Soko Links sind nicht das worin ich meinen Arbeitsalltag einbetten möchte. Ich sag mal so das war too much – und vielleicht war genau dies der Wunsch von einigen. Ehrlich: ist mir egal und ihr die sich jetzt freuen seid mir völlig egal. Vielleicht kommt ihr jetzt ja mal runter von eurem Linksextremismus Tripp mir gegenüber, denn unsere Gesellschaft hat echt andere Probleme als einen Sozialarbeiter in Grimma der auf reaktionären und konservativen Irrsinn im Hinterland und in Sachsen hinweist. Aber scheinbar geht es euch einfach zu gut, sodass ich und meine Arbeit euer größtes Problem sind.
Ich habe für mich beschlossen, zumindest erst einmal mit einem Bein, körperlich diesem Bundesland den Rücken zu kehren und es in einem anderen Freistaat, nämlich dem bayrischen auf anderen Wegen zu probieren. Es fühlt sich gut an, ich bin motiviert Studierenden der Sozialen Arbeit in Nürnberg Wissen und Erfahrung vermitteln zu dürfen. Es ist nicht einfach sich in akademischen Kreisen irgendwie zu etablieren wenn man keinen dementsprechenden Hintergrund hat, deswegen ist das auch nach wie vor alles noch nicht ganz das Ende von allem. Viele sagen mir Lehrbeauftragter mit besonderen Aufgaben ist vom Grundsatz her derjenige der die Ausfallstunden übernimmt, aber he ich kann dadurch mein Wissen, was in Grimma eh keinen interessiert, weiter geben und vielleicht kommen wir doch so irgendwann mal an den Punkt, dass sich Verhältnisse ändern. Ich glaube fest daran und ich sehe mich dabei eben gerade an anderer Stelle als in einer sächsischen Kleinstadt mit leeren Gassen. Remote bleibe ich alledem aber erhalten und ich hoffe, dass ich durch meine zukünftig neu gewonnene Freiheit auch wieder motivierender und inspirierender für unsere Mitarbeiter*innen vor Ort sein kann.
Bevor ich mich hier noch weiter in die Emotionalität schreibe gibt es aber tatsächlich noch ein aktuelles und durchaus verstörendes Thema, was im Besonderen tatsächlich euch, die das hier lesen, betrifft.
Im Nachgang zu der Hausdurchsuchung bei mir haben wir gegen diese Beschwerde eingelegt. Diese Beschwerde wurde, wie erwartet, vom Landgericht in Dresden zurück gewiesen. Dies wurde mit einem Beschluss und förmlich mir gegenüber begründet. ich will hier gar nicht näher auf die Begründung eingehen denn irgendwann wird aus all diesen Storys ja vielleicht doch mal noch eine ganz eigene Geschichte, aber ein Punkt betrifft euch. Euch die mir im besonderen bei Twitter (X) oder in anderen Sozialen Netzwerken folgen. Das Landgericht geht davon aus, dass durch meine Tatsachenbeschreibung von Grimma mit seinen leeren Gassen, meine Follower*innen – also ihr – sich animiert fühlen können Gewalt gegenüber Menschen, bzw. hier gegenüber einem Staatsanwalt, auszuüben.
Geschrieben vom Landgericht Dresden klingt dies im Wortlaut dann wie folgt: “Gerade vor dem Hintergrund, dass der Beitrag unter dem Namen des Beschwerdeführers [das bin ich] veröffentlicht wurde, der für sein Engagement gegen Rechtsextremismus öffentlich bekannt ist [danke das ihr das wahrgenommen habt], erscheint es bei wertender Betrachtung fernliegend, dass der Beschwerdeführer die Möglichkeit nicht in sein Bewusstsein aufgenommen und sich nicht damit abgefunden haben will [ja in meinem Gehirn sind nicht ständig Gewaltfantasien unterwegs weil ich Gewalt nicht als sinnvolle Lösung von Problemen erachte], dass die Formulierung als subtile Aufforderung verstanden werden könnte, körperlich auf den Staatsanwalt einzuwirken.”
In meiner Interpretation klingt dies danach, dass potentiell ALLE Menschen die sich gegen #fcknzs, die #fckafd oder sonstigen Menschenverachtenden Bullshit engagieren in den Augen des Landgerichts Gewaltäter*innen sind. Unter meinen Follower*innen sind Sozialarbeiter*innen, Künstler*innen, Journalist*innen und eine Menge wahnsinnig engagierte Menschen. Mir fällt unterm Strich niemad ein der daher geht und einen Staatsanwalt verprügelt und erst recht nicht weil ich irgendwas von leeren Gassen schreibe. Ich empfinde es als wichtig das ihr wisst wie das Landgericht über euch denkt. Was ihr jetzt mit dieser Aussage macht bleibt euch überlassen, aber vielleicht berücksichtigt ihr in eurer nächsten Urlaubsplanung einfach diese Tatsache, sofern ihr nicht hier lebt und die Möglichkeit habt Aufenthalte in Sachsen auf ein Minimum zu begrenzen.
Ich habe dieses Logbuch ja angefangen um ein bisschen den Weg nachzuzeichnen wie sich unsere demokratische Staatsform zunehmend in eine autoritäre verwandelt und bereits im vierten Beitrag kann ich euch sagen, dass dieser Wandlungsprozess in vollem Gang ist und ich nicht denke das wir diesen in Sachsen noch stoppen können. Es geht hier darum wie fett wird die Autoritätsraupe bevor sie sich entpuppt, denn sie ist schon ganz schön fett und es kommt am Ende kein schöner Schmetterling raus – denke es wird eher eine ganz fette und nervige Lebensmittelmotte.
Aber dann zum Ende doch noch ein paar schöne Bilder und wenn ihr mal den Kopf frei braucht schwingt euch auf euer Fahrrad und durchquert Dänemark und Schweden. Dort gibt es ein super Radwegenetz, Radfahrer*innen werden als Straßenverkehrsteilnehmer*innen akzeptiert und es wird Rücksicht genommen. Es gibt eine geniale Infrastruktur von Übernachtungsmöglichkeiten, auch wenn mir alles ein bisschen zu flach war, war es dennoch wunderschön und ich denke ich werde perspektivisch auch Radwandern mit ins Freizeitrepertoir aufnehmen. Der tägliche Regen hat einen dann immer mal kurz an die Probleme erinnert mit denen man sich im Alltag und hier in Sachsen herum schlagen muss, aber besonders eindrücklich kann man die Bedeutung des Spruches auf Regen folgt Sonnenschein dabei zu schätzen wissen und veranschaulichen.
Auf unseren gesellschaftlichen Regen und den Fall folgt Sonnenschein – völlig egal wann, aber wir, die an eine andere und von Gleichheit geprägte Gesellschaft glauben, halten durch. Auch wenn wir unsere Wohnorte und Lebensrealitäten verändern müssen, aber es wird weiter gehen!
…another world is possible!!!