“Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland – das hab ich schon vor vielen Jahren erkannt – Ich will nur gleiten nach allen Seiten – Mein Skateboard ist wichtiger” (Terrorgruppe)

Seit nunmehr fast zwei Jahren treibt uns an der Spitzenfabrik in Grimma eine Debatte um die mittlerweile kaum noch rational geführt werden kann und mich lässt das Gefühl nicht los, dass viele der Sachen welche die Stadt Grimma aktuell macht, etwas mit meiner Person zu tun haben. Ich möchte deshalb die Vorfälle aus meiner Sicht und aus meiner Wahrnehmung darstellen, sollte ich diesbezüglich wieder einmal durch den Oberbürgermeister der Stadt Grimma angezeigt werden, weil ich ihn durch meine geschriebenen Zeilen beleidige oder die Stadt Grimma schlecht mache, dann ist das so und ich habe dies einkalkuliert, denn es zeigt nur die Absurdität der ganzen Thematik. Es geht hier um Freiräume für Jugendliche und um die Akzeptanz von jugendlichen Bedürfnissen in einer sächsischen Kleinstadt.

Alles begann als die Stadt Grimma nach einem Deal mit REWE beschloss die Fußballstadien des FC Grimma vom Volkshausplatz in Grimma in das alte Husarengelände zu verlegen. Dies grenzt an das “Teletubbyland”, auf welchem sich seit Ende der 1990er der Grimmaer Skatepark, ein Basketballplatz und eine ca. 300m lange Graffitiwall befanden. Ich möchte hier auch ausdrücklich noch einmal darauf hinweisen, dass ich weder REWE noch dem FC Grimma hier irgendeine böse Absicht unterstellen möchte, sie habe die Interessen ihres Unternehmens oder der Fußballcommunity in Grimma bestmöglich vertreten und wollten das Optimum für sich heraus holen.

Doch was ist im Hintergrund passiert? Ich denke es war 2016 als die Alten Objekte abgerissen und leer geräumt wurden. Dank des damaligen Tiefbauamtsleiters der Stadt Grimma, welcher mich stets mit Venceremos begrüßte und verabschiedete, durften wir in den abzureißenden Gebäuden altes Baumaterial ausbauen und Dachrinnen abmontieren von denen die Spitzenfabrik heute noch etwas hat. Wir haben sogar Fenster und Feuerschutztüren ausgebaut und ihnen eine Weiterverwendung ermöglicht. Dann ging es lange hin und her und ich habe mich als damaliger Stadtrat dafür eingesetzt, dass die Mauer zwischen Fußballplätzen und Teletubbyland stehen bleibt – denn dies war die erwähnte Graffitwall. Der ausgehandelte Kompromiss für das stehen bleiben war, dass Durchgänge für den Notausgang in die Mauer gemacht werden. Damit das Sicherheitskonzept auch passt, wenn größere Fußballspiele sind/stattfinden. Das wurde im Stadtrat besprochen und es gab durch den Oberbürgermeister und den Stadtrat die Einigung, dass die Mauer stehen bleibt. Dann, Anfang 2018, war die Mauer plötzlich weg, komplett ohne erneute Gespräche. Als Begründung wurde angegeben, dass ein ca. 4m breites Loch in einer 300m langen Mauer (welche Jahrzehnte frei stehend dort war) die Statik der Mauer so sehr gefährdet das sie abgebrochen werden musste. Ich fühlte mich vom Stadtrat, dem Oberbürgermeister und allen Beteiligten völlig verarscht und verlor auch meine Glaubwürdigkeit gegenüber der Graffitiszene mit der ich vorher gesprochen habe (was man* so als Jugendarbeiter halt macht). Daraufhin legte ich – nicht nur deswegen – mein Stadtratsmandat nieder, da mir persönlich die Sinnhaftigkeit dieses Mandates nicht mehr klar war. Ebenfalls Anfang 2018 rief mich der zuvor schon erwähnte und von mir geschätzte Tiefbauamtsleiter an und sagte mir, dass der TÜV die Skateanlage im Teletubbyland gesperrt hat und die darauf befindlichen Elemente durch die Stadt Grimma entsorgt werden sollen! Der TÜV wäre zu teuer und die Stadt kann das grad nicht leisten. Ich sagte zu, dass wir (der FJZ) die alten Elemente erst einmal nehmen und versuchen sie zu sanieren, genau wie wir versuchen werden an der Alten Spitzenfabrik eine neue Graffiti Wall zu schaffen! Für den Hintergrund ist zu wissen, dass wir seit Anfang der 00er Jahre in regelmäßigen Arbeitseinsätzen das Teletubbyland ehrenamtlich gereinigt und in Stand gehalten haben. Wir haben Müll beräumt und die Skateelemente auf eigene Kosten immer mal saniert. Seit 2010 haben wir regelmäßig darauf hingewiesen das der TÜV den Park irgendwann sperren wird, da der Zustand der Elemente immer schlechter wurde. Gespräche darüber Sanitäranlagen oder ein kleines Gebäude zu errichten scheiterten, da das Gelände hochgradig kontaminiert ist und dort lieber kein Bodengrund geöffnet werden sollte! Zusätzlich lässt sich an dem Gelände auch schwer mit der Jugendarbeit interagieren, da es für eine sinnvolle Arbeit einfach infrastrukturell schlecht gelegen und erschlossen ist, was ich nach mehr als 10 Festivals, Skatecontests, kleineren Konzerten … mit aufwendiger Herstellung von Infrastruktur recht gut einschätzen kann. Darüber hinaus wirkt es ein bisschen wie Verdrängung der Jugend aus dem Sichtfeld der touristisch vermarkteten Innenstadt von Grimma. Wir bekamen schlussendlich die Elemente an die Fabrik gebracht und weiter ging es mit Gesprächen über eine mögliche Asphaltfläche. Wir konnten auf dem Gelände der Spitzenfabrik leider nichts asphaltieren, da wir keine Bodenversiegelung mehr machen können/dürfen, allerdings bot sich das Grundstück der Stadt zwischen Fabrik und Caravanstellplatz dafür an. Ich wies die Stadt darauf hin zu prüfen, ob ein Bau dort möglich und rechtens ist, da ich befürchtet habe, dass es sich mit dem Grundstück ähnlich verhält wie mit dem Gelände der Fabrik und eine Versiegelung nur schwierig möglich wird. Zur Freude aller sagte aber die Stadt irgendwann “es geht los wir asphaltieren das Stück”. Wir haben die Sanierung der Elemente im Rahmen der Jugendarbeit durchgeführt und haben dafür auch ein Jahr später noch einen Zuschuss bekommen von dem Geld was die Kommunen jährlich vom Freistaat Sachsen für die Stärkung von Vereinen bekommen. Aus diesem Topf wurde auch der Asphalt bezahlt. Soweit so gut, wir haben die Elemente saniert, selbst noch welche dazu gebaut und es gab einen neuen Skatepark! Im letzten Jahr hat der FJZ wieder gemeinsam mit Jugendlichen und finanziert aus Spenden sowie Fördermitteln eine Instandsetzung der Elemente gestemmt und hat auch immer wieder mit dem TÜV Rücksprache gehalten, den die Stadt aber nach wie vor nicht zahlen möchte und beteiligte sich auch nicht an der erneuten Instandsetzung.

2019 “wusste” die Stadt plötzlich nicht mehr, dass es ihr Gelände ist und tat so als würde dies alles der Verein zu verantworten haben. Auslöser dafür waren Beschwerden von relativ weit entfernten Nachbar*innen (keine direkten) denen das Skateboard fahren zu laut war. Gleichzeitig fand eine Veranstaltung mit Höcke und der AfD in Grimma statt und der Oberbürgermeister verschickte komische Schreiben und kriminalisierte jedweden Gegenprotest. Im Nachgang fand dann 2019 noch ein öffentliches Gespräch, organisiert durch die taz, mit dem Oberbürgermeister statt und seitdem ist alles was ich persönlich von ihm gehört und gelesen habe nur noch über meine Anwältin passiert, da er mich mehrfach angezeigt hat. (Es geht dabei um so etwas ähnliches wie Majestätsbeleidigung.)

Anfang 2020 machte ich als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Between the lines GmbH, welche sich um die Fabrik kümmert, der Stadt ein Kaufangebot für das Grundstück und bot an, einen ordentlichen Bauantrag und ein Lärmschutzkonzept zu erstellen, damit der Skatepark erhalten bleibt. Ich bekam hier im Juni 2020 eine Mail, dass die Anfrage geprüft wird. Im Ergebnis steht seit letztem Jahr ein Schild welches skaten an Sonn- und Feiertagen untersagt. Im Laufe des Jahres eskalierte die Situation zwischen Jugendlichen, Anwohner*innen und dem FJZ jedoch weiter, ich selbst war in diese Prozesse nie eingebunden, obwohl ständig über das Objekt gesprochen wurde für das ich die Verantwortung habe. Der Bürgermeister ging sogar so weit, dass er Gesellschafter der GmbH kontaktierte und dadurch versuchte mich zu umgehen. Dies reichte von Kaufanfragen bezüglich der Spitzenfabrik bis hin zu dem Versuch von übler Nachrede, bezogen auf mich, gegenüber den Gesellschaftern die mir die Verantwortung für das Gebäude übertragen haben. Die Gespräche können heute als vollkommen gescheitert betrachtet werden. Letztmalig haben wir uns zwischen FJZ und GmbH im Dezember 2020 verständigt, der Stadt Grimma erneut ein Angebot zu machen in welchem wir anboten eine Skatehalle zu bauen und diese durch den FJZ, in Kooperation mit der Stadt betreiben zu lassen. Da eine Hallenbetreibung mit Kosten verbunden ist, haben wir die Stadt gefragt ob sie sich an den Kosten beteiligt. Dieses Angebot wurde dann im April 2021 schriftlich abgelehnt und dies war seit einer Mailantwort im Juni 2020 die erste Antwort welche ich persönlich von der Stadt erhalten habe. Ab da wird es konfus und sehr wirr, denn es trudeln fast im Wochenrhythmus Schreiben bei uns ein auf die wir (ich als unentgeltlich bestellter Geschäftsführer, der ehrenamtlich aktive Vorstand des FJZ, die mit 30h angestellte Sozialarbeiterin oder die mitwirkenden Jugendlichen) innerhalb von Wochenfristen reagieren sollen.

In der Ersten Mai Woche trudelte ein Schreiben ein indem wir – ich und die im Verein angestellte Jugendarbeiterin – aufgefordert wurden uns um die Einhaltung von Sonntags-Skateboard-Fahr-Verboten auf dem städtischen Grundstück zu kümmern! Zwei Tage später ein Schreiben vom Bauamt an den FJZ, wo dieser gebeten wird sich um ein Lärmschutzkonzept für das städtische Grundstück zu kümmern und heute (28.05.) ein Schreiben an die Jugendlichen wo die Stadt plötzlich IHRE Skateparkelemente wieder ins Teletubbyland abziehen will! Die Stadt begründet ihre Ablehnung bezüglich einer Kooperation im übrigen damit, dass ihr das alles zu teuer ist und sie der Meinung ist das wir – der FJZ e.V. und auch die Between the Lines GmbH – schon genügend finanzielle Unterstützung erhalten. Zusätzlich denken scheinbar Verantwortungsträger*innen, dass wir dies doch alles ehrenamtlich leisten und stemmen können, was im übrigen eine häufige Meinung zu gesellschaftlichem Engagement und Sozialer Arbeit ist.

Ich stelle mir hier also öffentlich die Frage, ob es tatsächlich um den Skatepark und die Jugendlichen oder um das verletzte Ego von Entscheidungsträger*innen der Stadt Grimma geht? Wenn letzteres der Fall ist reicht ein einfaches JA und eine Ansage was ich, Tobias Burdukat, tun soll damit dies ein Ende hat? Damit kann ich umgehen und dann eine Entscheidung treffen, jedoch bin ich nicht für verletzte Ego’s zuständig.

Wir kämpfen für Unabhängigkeit und für Freiräume der Jugendlichen im ländlichen Raum. Die Zeit des Kriechens und Bückens gegenüber diesen ländlichen Machtstrukturen in der Stadt Grimma und im Landkreis Leipzig ist für uns vorbei! Wir werden uns wehren und unsere Waffe ist die Öffentlichkeit und hoffentlich eure Solidarität mit Freiräumen im ländlichen Raum und den Jugendlichen, denen ihre Skateboards einfach mal wichtiger sind als Grimma, denn genau das macht Jugend aus und genau so soll Jugend sein!

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2 Kommentare

  1. Hi, Grimma ist in dieser Hinsicht eigenartig. Allen voran der Bürgermeister mit seiner Einstellung, die nicht unvoreingenommen ist, sondern eher Ängste schürt und Hetze betreibt. Ich habe es so erlebt bei einem Vorbereitungstreffen für eine
    AFD-Gegenveranstaltung. Solange er im Amt ist wird sich daran nichts ändern- unabhängig davon ist Grimma, wie typisch ostdeutsch, Neuem und Unbekanntem gegenüber nicht aufgeschlossen. Mitte- rechts ist Amtssprache.
    Ich habe mich schon einmal beim Dorf der Jugend gemeldet. Ich kann Fliesenarbeiten und Abdichtungsarbeiten in Sanitärräumen ehrenamtlich und mit Gewährleistung erledigen und es wäre mir eine Freude. Denn ich möchte gerne in Grimma etwas in o.g. Sache tun und vor allem Grimma etwas weltoffener und kosmopolitischer werden lassen. Skateboardpark, Dorf der Jugend,… unterstütze ich gerne mit meinen Möglichkeiten, weil ich erstens der heutigen und kommenden Jugend die Möglichkeit der Diversität geben möchte und zweitens ist der Bürgermeister nicht mein Bürgermeister. Viele Grüße

    1. Ja ist es, aber wir geben uns Mühe trotz all dem Mist etwas Farbe hier hinein zu bekommen;-) Die Jugendlichen welche gerade im wesentlichen die Fabrik bespielen freuen sich sicher über Hilfe! Ich denke sie werden auch zukünftig für anstehende Arbeitseinsätze werben, das ist immer schwierig da es tatsächlich auch immer viel ist was einen abhält gut zu planen und auch mal langfristig Dinge zu koordinieren. Drücken wir uns alle die Daumen, dass das Fundraising erfolgreich wird, dann geht glaub vieles auch mal entspannter von der Hand;-)

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